Thema Alltagsrassismus im Klassenzimmer – Kathrin Schrocke liest aus Weiße Tränen

  • SOR, Sozialkunde

Eine Aktion des AK Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage (SOR-SMC)

Was bedeutet es eigentlich für eine Schule, das Label Schule ohne Rassismus zu tragen? Heißt das, dass es sich dabei um eine rassismusfreie Schule handelt? Auf jeden Fall geht mit dem Label damit eine Selbstverpflichtung einher, mindestens einmal im Schuljahr ein Projekt zur Sensibilisierung gegen Rassismus auf die Beine zu stellen. Als Auftaktprojekt entschied sich der neu zusammengesetzte AK SOR-SMC dazu, dass die Schülerinnen und Schüler aller 8.Klassen im Rahmen einer Lesung aus einem Jugendroman die Möglichkeit erhalten sollen, sich mit Formen von Alltagsrassismus im schulischen Kontext auseinanderzusetzen und über ihre Wahrnehmungen zu sprechen.

Schrockes Weiße Tränen spielt am Immanuel Kant Gymnasium, ein Gymnasium im Schwarzwald, das ebenfalls das Label „Schule ohne Rassismus“ trägt. Die Zuhörenden erhalten einen guten Einblick in das Leben von „Lenni“, „Serkan“ und „Benjamin“. Leni, ein weißer Jugendlicher, der am Anfang des Romans wenig Bewusstsein für Rassismus zeigt, beginnt nur langsam, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, als Benjamin – ein neuer Schüler der schwarz ist–  in seine Klasse und geliebte Theater AG kommt. Vor allem Lennis Lieblingslehrer, Herr Prasch, löst durch seine Besetzung der Rolle des King Kong mit Serkan, dem einzigen Schüler der Theater AG mit Migrationshintergrund, eine lebhafte Debatte über Rassismus am Kant-Gymnasium aus. Benjamin äußert sogar, dass sich das Kant-Gymnasium die Plakette an den Hut stecken solle und die AG droht an der King Kong- Inszenierung zu zerbrechen. Die Autorin schafft es durch die lebendige Darstellung der Handlung, in einen Dialog auf Augenhöhe mit den interessierten Achtklässlern über rassistische Strukturen zu treten. Selbstverständlich wurde in der Lesung auch eine Antwort auf die Frage, was es mit dem Titel des Romans auf sich habe, mit den Zuhörenden erarbeitet. Weiße Tränen sind im Roman mehrfach anzutreffen und zwar immer dann, wenn weiße Menschen Selbstmitleid und Tröstbedarf empfinden, wenn sie mit ihren eigenen rassistischen Denkmustern konfrontiert werden. Weiße Tränen, ein Roman verfasst von einer weißen Autorin, möchte eben genau dazu anregen, dass weiße Menschen sich ihrer Haltungen und privilegierter Sichtweisen bewusster werden.

Für die Mitglieder der AG am HSG ist nach der Lesung eins klar. Die Plakette „Schule ohne Rassismus“ zu tragen bedeutet nicht, dass es an der Schule keinen Rassismus mehr gibt, sondern dass man dieses Ziel, eine Schule ohne Rassismus und ohne Diskriminierungen jeglicher Art zu werden, stets couragiert und konsequent verfolgen muss. Ein zentrales Anliegen der Mitglieder des Wahlkurses ist es, den jungen Menschen am HSG in vielfältiger Weise Möglichkeiten – wie z.B. bei der Lesung aus „Weiße Tränen“ – zu schaffen, sich mit Alltagsrassismus und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auseinanderzusetzen und eigene gefestigte Denkstrukturen zu überprüfen. Und je mehr Menschen mitmachen wollen, sich für Toleranz und Respekt aller Menschen am HSG einzusetzen, desto besser. Und eins ist auch klar: weitere Aktionen vom Wahlkurs SOR-SMC werden nicht lange auf sich warten lassen!

 

Chr. Maier-Hofer, Leiterin des Wahlkurses SOR-SMC

Das Buch kann nun auch in der Schulbibliothek ausgeliehen werden!

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