#RecognizePreconceptionsInMovies

  • Austausch

Ein Erasmusprojekt rund um kritische Filmanalysen, historische Orte und Kulinarisches

In der Woche vom 9.10. bis 15.10.2022 hatte das HSG Besuch von zahlreichen engagierten ungarischen und finnischen Schüler*innen des Közgaydasági Politechnikum Alternatív Gimnázium (Budapest) und der Äänekosken Iukio (Äänekoski, Mittelfinnland), mit denen wir Nürnberg erkundeten und gleichzeitig gegen Vorurteile vorgehen wollten. Stereotypen ziehen sich nämlich durch unsere gesamte Gesellschaft und vor allem Filme können heutzutage unser Bild auf andere Nationalitäten und Kulturen prägen. So entstand dieses Jahr das Erasmus-Programm #RecognizePreconceptionsInMovies, im Zuge dessen sich 44 Schüler*innen aus Finnland, Ungarn und Deutschland zusammen eine Woche lang mit der kritischen Analyse von Filmen und dem Umgang mit Stereotypen auseinandersetzten. Nun wollen wir aber nicht weiter um den heißen Brei herumreden, sondern euch einfach von unserer Woche erzählen!

Nach einer gemütlichen Willkommensrunde am Sonntag begann das Abenteuer am Montag an Fahrt aufzunehmen. Vollbepackt mit Motivation und Energie starteten wir unseren ersten Tag mit Gruppenspielen bei Herrn Lehnerer und Herr Gradel und einer anschließenden Einführung in das Projekt. Daraufhin zeigten wir unseren Gästen erst einmal in einer interaktiven Stadtführung von Herrn Kühl die historische Altstadt Nürnbergs. Den ersten gemeinsamen Abend ließen wir dann in den Gastfamilien ausklingen.

Am nächsten Morgen fanden wir uns im Deutsch-Amerikanischen Institut wieder, wo uns die Leiterin des „Internationalen Nürnberger Filmfestivals der Menschenrechte“, Frau Kuhn, eine Filmanalyse in all ihren Facetten näherbrachte. Nachdem diverse Imbissbuden und Restaurants in der Innenstadt abgeklappert wurden, galt es, das gelernte Wissen in die Praxis umzusetzen: Ab ins Filmhaus Nürnberg, den mehrfach preisgekrönten Film„Moonlight“ schauen, der bewusst mit den üblichen Stereotypisierungen der Hollywoodproduktionen bricht. Im Anschluss folgte eine intensive Diskussionsrunde!

Zu Beginn des wohl aufregendsten Tages unserer Woche wurde die Geduld aller Beteiligten erst einmal ordentlich auf die Probe gestellt: Der Zug nach München hatte enorm Verspätung. Nach diesem turbulenten Aufschwung in den Tag traten wir allerdings eine eindrucksvolle Reise in den Fußstapfen der Geschwister Scholl durch die Ludwig-Maximilians-Universität München an. Vor allem unsere Gäste verließen die Uni mit einem ganz anderen Blick auf die deutsche Geschichte als zuvor. Vor unserem nächsten Stopp beim Dokuzentrum entführten uns Frau Stephan und Frau Hofmann zum „Verrückten Eismacher“, wo vor allem Curry Wurst- und Bier-Eis unter allen Schüler*innen zum Verkaufsschlager schlechthin wurden. Nach der vielseitigen Ausstellung zur Geschichte des Nationalsozialismus mit Blick auf die Gegenwart und Zukunft belohnten wir uns zum krönenden Abschluss mit italienischer Feinkost. Und dann hieß es auch schon wieder: Back to Nuremberg!

Am Donnerstag wurden unseren Gästen extra Sprachstunden angeboten, danach ging es in den alltäglichen Schulunterricht. Ein Kulturschock par exellence! Die Schulsysteme variieren von Land zu Land nämlich mehr, als ein Mancher zu vermuten wagt. Wer dann noch nicht genug von Nürnberg gesehen hatte, konnte sich im Anschluss einer großflächigen Führung um das Gebiet des Reichsparteitagsgeländes mit Herrn Kühl anschließen. Die Nachfrage war groß! Wie der/die aufmerksame Leser*in nun sicherlich schon vermuten kann, begaben wir uns danach gierig auf Futtersuche ins Gasthaus Gutmann, wo man seinen Hunger auf alles, von Kartoffelsalat bis hin zu Weißwurst und Sauerkraut, stillen kann. Danach ging es weiter mit einem nächtlichen Kinoabend in der Schule. Passend zu unserem Ausflug nach München sahen wir uns den Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ an. Für unsere finnischen und ungarischen Gäste waren überrascht und erleichtert zu erfahren, dass es im Nazi-Deutschland Widerstandskämpfer gab, die ihr Leben für ihre Überzeugungen und Werte eingesetzt haben! Puh, schon der vorletzte Tag. Jetzt ging es in den Endspurt.

Um unsere gesammelten Erkenntnisse zu bündeln, stellten wir diese am Freitagvormittag auf unterschiedlichste Art, beispielsweise als Powerpoint-Präsentation, Mini-Comics oder Quiz, gruppenweise vor. Von vorzeitiger Melancholie getrieben, zog es uns und unsere neugewonnenen kleinen Familien ein letztes Mal in die Innenstadt zu Souvenirläden, Büchereien und schnuckeligen Cafés. Schließlich ließen wir die Woche während eines gemütlichen Beisammenseins mit Fingerfood und Pizza, zu Kartenspielen und Musik, zu Gelächter und Abschiedstränen zu Ende gehen. Und kaum hatte man sich versehen, war auch dieser letzte Tag vorüber und man lag erschöpft im Bett. Zzz…

Wo man noch am Montag neben einem fremden Gesicht in den Tag gestartet war, ließ man am Samstagmorgen nur noch einen Freund gehen. Ein letztes gemeinsames Frühstück. Ein letztes gemeinsames Polaroid. Eine letzte gemeinsame Umarmung. Und schon war es vorbei.

Abschließend wollen wir uns bei allen Beteiligten und Lehrkräften und insbesondere bei Frau Hofmann und Frau Meißner bedanken, die uns eine unvergessliche Woche beschert und das Ganze möglich gemacht haben. Wir Schüler*innen haben nicht nur vieles über unsere Gäste und Vorurteile im Allgemeinen gelernt, sondern auch Freundschaften fürs Leben geknüpft und wurden ein Stück erwachsener. Jetzt bleibt es nur noch, sich auf unseren Aufenthalt in Ungarn und Finnland nächstes Jahr zu freuen.

© Sarah Dreier und Malwin Antz 10C

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