Zauberei ist Kunst - Christoph Kuch zu Besuch beim P-Seminar Mathematische Zaubertricks

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Zahlreiche TV-Auftritte, Deutscher Meister 2011, Weltmeister 2012 der Zauberkunst in der Sparte Mentalmagie. Christoph Kuch (*1975) ist kein Laie. Für das P-Seminar Mathematische Zaubertricks des Abiturjahrgangs 2020/22 war es eine Freude, ein Interview mit dem Magier halten zu können. Am 22. November 2021 war er zu Besuch am Hans-Sachs-Gymnasium und hat auf Fragen zu seinem Beruf geantwortet.

P-Seminar: Warum bist du Zauberer geworden?

Christoph Kuch: Ich habe als kleines Kind einen Zauberkasten geschenkt bekommen und fand das damals total faszinierend, meine ganze Familie mit meinen kleinen Zaubertricks zu begeistern. Mit 16 habe ich dann meine ersten Auftritte bei Familienfeiern gehabt. Dann kamen auch die ersten bezahlten Auftritte bei bspw. Hochzeiten und irgendwann habe ich den Deutschen Meister im Zaubern kennengelernt. Dadurch, dass ich schon davor etwas gemacht habe, meinte er, ich hätte Talent und er würde mich gerne fördern. Parallel habe ich dann BWL studiert, hier an der WISO, und habe dann auch als Diplomkaufmann gearbeitet. Aber die Auftritte wurden immer mehr und bei der Deutschen Meisterschaft bin ich dann in der Sparte Mentalmagie angetreten und habe diese auch gewonnen. Dadurch habe ich mich für die Weltmeisterschaft qualifiziert und habe auch diese gewonnen. Jetzt musste ich mich entscheiden, entweder ich mache das Zaubern hauptberuflich oder ich arbeite als Diplomkaufmann, und die Leidenschaft zog mich einfach zur Zauberei.

P-Seminar: Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf dich?

Christoph Kuch: Ich hatte im März 2020 zwei Auftritte, die an dem Abend, an dem ich auftreten sollte, abgesagt wurden. Seitdem hatte ich keine Auftritte bis Sommer 2020, da hatte ich zwei oder drei. Mit einem Freund habe ich dann die „Secret School“ gegründet, wir machen Tutorials in verschiedenen Sprachen und das ist auch ganz gut angelaufen.

P-Seminar: Du hast ja schon an vielen verschiedenen Orten Auftritte gehalten. Welcher ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Christoph Kuch: Wenn ich das so benennen müsste, würde ich natürlich schon sagen, die Weltmeisterschaft, weil es einfach furchtbar aufregend war, und vor 3000 Leuten, die sich alle sehr gut auskennen.

P-Seminar: Wie fühlt es sich an, auf einer Bühne zu stehen, wenn so viele Menschen nur auf einen schauen?

Christoph Kuch: Das frage ich mich manchmal auch. Ich bin immer furchtbar nervös, bei jedem Auftritt, egal wie groß er ist, ob es 30 Leute sind oder 3000. Aber es ist schon schön, und ich habe da keine Angst davor, aber ich hinterfrage mich auch manchmal.

P-Seminar: Wie sollte ein Zaubertrick aussehen, dass er überzeugend wirkt?

Christoph Kuch: Du musst immer darauf achten, dass du Bewegungen machst, die natürlich wirken. Wenn du z. B. sagst, du lässt eine Münze aus der Hand verschwinden, dann ist die beste Übung, die Münze erstmal nicht verschwinden zu lassen, sondern einfach in die Hand überzugeben. Und später benutzt du dann die Tricktechnik, dass die Münze verschwindet. Erst dann wirkt es so, als würdest du die Münze wirklich übergeben.

P-Seminar: Wie entsteht ein Zaubertrick?

Christoph Kuch: Entweder du hast eine spannende Geschichte und suchst dir einen passenden Effekt dazu aus und hast dazu Techniken aus Büchern, Videos oder Sonstigem, die du dafür wählst, oder du hast eine Tricktechnik, die dich fasziniert, und baust darum dann eine interessante Geschichte und eine tolle Nummer.

P-Seminar: Wenn du die Zauberei in einem Wort beschreiben könntest, welches würdest du nehmen?

Christoph Kuch: Kunst. Die Zauberei ist zwar ein Handwerk, wenn sie aber gut dargeboten wird, kann sie als Kunst wahrgenommen werden. Und das ist ein Level, das man immer versucht, zu erreichen. Man muss erkennen, dass es nicht nur um Zauberei geht, sondern auch darum, die Leute mitzunehmen in eine eigene Welt, und dann wird es zur Kunst.

P-Seminar: Wieso hat die Zauberei teilweise ein schlechtes Image, gerade in Deutschland?

Christoph Kuch: Erstens meinen viele, Zauberei sei etwas für Kinder. Zweitens gibt es leider sehr schlechte Zauberei, denn sie ist die einfachste Methode, sich auf eine Bühne zu stellen, weil du die Leute einfach durch einen Zauberkasten verblüffen kannst, ohne sie wirklich zu unterhalten, aber du verblüffst sie und kriegst dafür sogar Applaus. Das Problem ist: Wenn du einen schlechten Sänger siehst, dann sagst du sofort, ‚er kann aber nicht singen‘. Wenn du einen schlechten Schauspieler siehst, sagst du, ‚er hätte vielleicht auch mal auf eine Schauspielschule gehen sollen‘. Wenn du einen schlechten Zauberer siehst, sagst du, ‚ich habe schon immer gewusst, dass Zauberei schlecht ist‘. Das ist wirklich ein großes Problem, das wir haben. Für mich ist schlechte Zauberei eher eine Konkurrenz als gute Zauberei.

P-Seminar: Würdest du jemandem, der sich für Zauberei interessiert und begabt ist, raten, in deine Branche zu gehen?

Christoph Kuch: Folge immer deiner Leidenschaft!

P-Seminar: Wie viele Auftritte hast du zu Normalzeiten, außerhalb der Pandemie?

Christoph Kuch: Mindestens zwei pro Woche, meistens drei.

P-Seminar: Hattest du schon einmal Leute nach einer Show, die wirklich glauben, du könntest hellsehen, und das dann auch fragen?

Christoph Kuch: Nach den Lottozahlen werde ich z. B. nach jeder Fernsehsendung gefragt, da schreibe ich dann meistens sechs Zahlen auf und sage: ‚hier sind die Lottozahlen, ich weiß bloß nicht, in welchem Monat sie gezogen werden‘.

P-Seminar: Ist auf der Bühne schon einmal etwas richtig schiefgelaufen?

Christoph Kuch: Ja. Das kann durchaus passieren. Ich versuche dann, es so zu drehen, dass es für die Leute den Anschein hat, dass es geklappt hat. Es kann aber auch sein, dass etwas so schiefgeht, das gar nichts mehr geht. Aber das Spannende an der Mentalmagie ist, dass in dem Moment, in dem etwas schiefgeht, die Leute noch mehr glauben, dass es echt ist. Sie sagen, ‚wenn es Zauberei wäre, hätte es ja geklappt‘.

P-Seminar: Kannst du besser sehen, ob jemand lügt?

Christoph Kuch: Jeder Mensch, der jemanden trifft, liest diesen Menschen ganz unbewusst. Und in der Psychologie und der Körpersprachenlehre gibt es verschiedene Methoden, wie man so etwas herausfindet, z. B., ob jemand offen oder verschlossen ist. Aber alles hat seine Grenzen. Es gibt keine menschlichen Lügendetektoren und das hat auch einen Grund.

P-Seminar: Danke für das Gespräch, und dass du dich bereit erklärt hast, zu kommen.

Christoph Kuch: Ich habe das wirklich gerne gemacht, ich finde es schön, wenn sich Leute für dieses verrückte Hobby interessieren.

 

Wer Christoph Kuch live sehen möchte, dem können wir einen Blick auf seine Internetseite empfehlen: https://www.christoph-kuch.de

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